Rolf Schaffner lebt und arbeitet seit 1962 mit Unterbrechungen auf Mallorca, abseits vom Kunstmarkt, dem Tourismus und dem hektischen Kunstgeschehen. Welche Gedanken und Ideen bewegen einen Künstler dazu, eine solche Entscheidung in jungen Jahren am Anfang einer aussichtsreichen Karriere zu fällen und dieser Entscheidung treu zu bleiben?
Sicher war da zuerst die Faszination des jungen Bildhauers für den in unterschiedlichen Gelbtönen reichlich vorhandenen Naturstein in der Nähe von Santanyi. Hier konnte er auch große Skulpturprojekte verwirklichen, von denen er in Deutschland nur geträumt hatte. Hier wollte er auf besondere Weise leben und arbeiten miteinander verbinden. Schaffner schien für sich und seine Familie ein Paradies entdeckt zu haben. Das Leben war preiswert. Die Natur zeigte sich verschwenderisch und Schaffner verausgabte sich ebenso im Prozess des künstlerischen Schaffens. Ohne Auftrag entstanden beeindruckende Großskulpturen aus geschichteten Natursteinen, ähnlich wie die Bauern der Insel ihre Begrenzungsmauern zwischen den Feldern errichteten. Bald schon wurde man auf ihn aufmerksam und er erhielt die ersten öffentlichen Aufträge und Auszeichnungen.
Was vielversprechend begann, mündete jedoch nicht in eine wirtschaftlich erfolgreiche Karriere als Vorzeigekünstler von Mallorca. Schaffner hatte seinen eigen Kopf. Seine ungewöhnliche Wahrnehmungsgabe, sein kritischer Verstand und sein Glaube an Freiheit und Selbstgestaltung des Lebens führten dazu, dass er seine Insel für mehr als 10 Jahre verlassen musste, um in München seinen Lebensunterhalt zu verdienen. 1986 kehrte er nach Santanyi zurück. Doch seine Insel hatte sich verändert. Mallorca war zum beliebten Urlaubsziel des Massentourismus geworden. Überall waren Hotels, Vergnügungszentren und Golfplätze entstanden und weitere waren in Planung. Die Versalzung des Grundwassers führt immer mehr zu einer Verödung der einst wuchernden Vegetation. Schaffner reagierte mit kritischen Skulpturenprojekten: „Fünf vor Zwölf“, 1990 und „Zeugen am Weg“, 1994, doch sein wohl größtes Projekt gegen den Zeitgeist und die menschliche Unverantwortlichkeit startete er 1995: das internationale Skulpturenprojekt „Equilibrio“. Mit diesem Projekt verlässt Schaffner die Grenzen seiner Insel und zeichnet sich ein in die Meridiane dieser Erde. Seit 1994 unterstützt und fördert Nora Braun die künstlerische Arbeit Schaffners.